„Meinst du“, fragte sie leise, „dass es etwas wie eine Sternenliebe geben kann?“ Er blickte sie fragend an.„Na eine Liebe, die schon tot geboren wird. Die auch nicht die kleinste Chance kriegt, obwohl sie leben will.“ (Seite 22)
Autoren: Wolfgang
Schnellbächer & Nur Öneren
Verlag: cbt
Seiten: 288
Erscheinungsdatum: 22.02.2016
ISBN: 978-3-570-16383-2
Gebunden
mit Schutzumschlag; 14,99€
Es ging um nichts Geringeres, als dass ein Junge ein Mädchen lieben darf, ganz egal, für wie unwürdig er in ihrer Welt erachtet wird. (Seite 81)
Inhalt:
Alex verliebt sich in seine Mitschülerin Aysel. Doch diese Liebe darf nicht sein, denn sie ist eine Muslima und muss einen Muslimen heiraten - die Liebe zu einem „Deutschen“ wie Alex gilt als unrein.
Als
Aysels Zwillingsbruder Ilhan von der zaghaften Liebe zwischen den beiden
erfährt, sieht er die Ehre seiner Schwester bedroht und beginnt, darum zu
kämpfen. Die Liebe erscheint aussichtslos, doch Alex weigert sich aufzugeben ...
Zwischen uns liegen ein Glaube und eine Welt und nichts ist einfach und klar. (Seite 165)
Äußere Erscheinung:
Erst mal: Der originale Klappentext
nimmt ein bisschen was vorweg.
Den Titel finde ich passend, zum einen
wird er aufgegriffen im Buch, zum anderen lässt er sich als Metapher für den
ganzen Konflikt zwischen der aufgebehrenden Liebe und dem wütenden Verteidigen
der Ehre deuten.
Das Cover wirkt wie eine Inschrift auf
Holzbretter, wie an einem geheimen Treffpunkt - was ja auch passen würde.
Meine
Erwartung:
Das Buch hat mich angesprochen, da mich
die Thematik interessiert. Ich hatte mich für ein Exemplar bei der Leserunde
auf Lovelybooks beworben, aber nicht gewonnen. Kurze Zeit später entdeckte ich
jedoch eine Nachricht von dem Autor in meinem Posteingang, dass ich bei einer
Verlosung übrig gebliebener Exemplare gewonnen hätte - ich habe einen halben
Freudensprung gemacht!
Daher an dieser Stelle vielen Dank noch
mal für das Buch an Wolfgang Schnellbächer!
Meine
Meinung:
Was das Buch besonders auszeichnet,
ist, dass es mich unheimlich zum Nachdenken angeregt hat.
In dem Buch werden beide Kulturen
mehrfach kritisiert, sowohl die westliche als auch die islamische. Gerade als
westlich erzogener Mensch stößt das Verhalten von Aysels Familie auf ein
gewisses Unverständnis. Die Intoleranz gegenüber der Liebe zu anderen, die
strikten Regeln und die radikale Art, gegen diese Liebe vorzugehen - ich müsste
lügen, wenn ich sagen würde, dass mich das nicht schon ein wenig schockiert
hätte.
Umso unverständlicher hier auch die
Doppelmoral, denn während die Clique um Ilhan einerseits alles tut, um die Ehre
eines muslimischen Mädchens zu schützen, betrachten sie doch andererseits
deutsche Mädchen als Beute und machen auch gerne mit ihnen rum.
Auf der anderen Seite konnte ich
teilweise aber auch die Kritik an unserer Kultur verstehen. Nicht alles, aber
manches. Und so kreisten meine Gedanken auch, wenn ich nicht las, um die Frage,
welche Werte richtig sind und ob man das überhaupt so genau sagen kann. Und wie
man diese Kulturen in Einklang bringen kann.
Die Charaktere habe ich als sehr vielschichtig
und authentisch empfunden. Es gibt hier keine perfekten Charaktere, sie wirken
lebensecht mit Ecken und Kanten.
Der tiefgründigste Charakter von allen
ist jedoch Ilhan. Auf der einen Seite vertritt er die Überzeugung, die Ehre
seiner Schwester schützen zu müssen, er verachtet teilweise die deutsche
Kultur und sieht Alex als seinen Feind. Er macht mit Emmelie rum und verachtet
sie dafür. Doch auf der anderen Seite verbirgt sich in ihm auch nur ein
verletzlicher Junge mit Schwächen.
Im Verlauf des Buches gerät er immer
mehr in einen Konflikt, einen Konflikt zwischen der Bestrafung seiner Schwester
für die unreine Beziehung und der Liebe zu ihr, vor allem aber in einen
Konflikt zwischen den Kulturen. Manchmal kommen im Zweifel, er fühlt sich von
seiner Schwester verraten und wirkt in einigen Szenen geradezu verloren.
Und so kam ich trotz allem, was er tat,
was mir unverständlich erschien, nicht umhin, Sympathie, ja, manchmal fast
Mitleid, für ihn zu empfinden. Was mir nur zeigt, wie sehr es den Autoren
gelungen ist, einen vielschichtigen Charakter zu entwickeln.
Dagegen wirken Alexander und Aysel fast
schon blass. Doch auch Alex besitzt Ecken und Kanten. Einerseits ist er in
Aysel verliebt und würde alles für sie tun, andererseits setzt er sich manchmal
auch rücksichtslos über vieles hinweg, um diese Beziehung zu ermöglichen und
ist somit definitiv nicht perfekt. Er entwickelt sich in dem Buch weiter, findet
Stärke, seinen Willen durchzusetzen, nachdem er anfangs auch durchaus schwächere
Momente hatte. Dennoch hätte ich mir gewünscht, noch ein bisschen mehr über ihn
zu erfahren.
Aysel steht in dem Konflikt zwischen
ihrer Familie und der Anziehung zu Alex. Das Buch wird abwechselnd aus den
Sichten von Ilhan und Alex erzählt, sodass man keinen direkten Einblick in ihre
Gedankenswelt bekommt, dadurch ist man sich wie Alex und Ilhan nie sicher, was sie
denkt. Ihr innerer Konflikt wurde sehr deutlich, doch auch hier hätte man mehr
aus ihrem Charakter machen können.
Über die Nebencharaktere erfährt man
wenig, dennoch ist auch hier eine gewisse Vielschichtigkeit erahnbar.
Zwischendurch gibt es immer mal kurze
Episoden, die später geschehen, was durchaus eine gewisse Spannung weckt.
Allerdings waren diese Zeitsprünge nicht ganz deutlich.
Der Schreibstil selbst ist leicht
poetisch und fesselnd, die Seiten flogen nur so vorbei und ich musste
aufpassen, um nach den Abschnitten anzuhalten, damit ich meine Meinung posten
konnte.
Am Anfang hätte man noch ein bisschen
mehr Wert auf die Entwicklung der Liebesgeschichte legen können, dafür wurde im
Mittelteil deutlich, wie sich alles langsam entwickelte und steigerte. Zum Ende
hin wurde das Ganze dann aber wieder ziemlich hektisch und sprunghaft. Auf den
letzten Seiten wurden die Gedanken aber wieder sehr schön verdeutlicht und das
Ende enthält eine gewisse Symbolkraft.
Fazit:
Eine zum Nachdenken anregende
Geschichte einer verbotenen Liebe zwischen zwei Kulturen mit vielschichtigen,
lebensechten, manchmal aber auch blassen Charakteren, die teilweise ein wenig
sprunghaft war, bei der die Seiten aber letztendlich nur so dahinflogen
Vielen Dank an die Autoren!
Quelle Cover: cbt
Hallo,
AntwortenLöschenAb welchem Alter würdest du das Buch empfehlen?
Hallo, ich tue mich immer ein bisschen schwer mit Altersempfehlungen, weil ich von mir selbst weiß, dass ich früh Bücher gelesen hab, die eher Älteren empfohlen sind.
LöschenIch denke, bei diesem Buch läuft viel darauf hinaus, dass man die Hintergründe versteht, d.h. dass die Liebe aus kulturellen Gründen unmöglich sind und die dadurch resultierende Ablehnung der Familie. Wenn man diese kulturellen Unterschiede nicht versteht, dürfte es schwer fallen, die Problematik zu begreifen.
Wie erwähnt benutzt Ilhans Clique deutsche Mädchen auch für Sex, was aber nicht im Detail beschrieben wird.
Der Verlag empfiehlt es ab 14 Jahren und dem würde ich grob betrachtet zustimmen. :)